Kirchner

Kirchner

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Kịrch|ner 〈m. 3; veraltetKirchendiener, Küster

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Kịrchner,
 
1) Alfred, Theaterregisseur, * Göppingen 22. 5. 1937; tätig v. a. als Oberspielleiter, u. a. in Stuttgart (1972-79), Bochum (1979-86) und am Burgtheater Wien (1986-90), auch an der Oper in Frankfurt am Main, an der Hamburg. und Wiener Staatsoper, in Santa Fe (USA) und New York; 1990-93 Generaldirektor der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin.
 
 2) Ernst Ludwig, Pseudonym Louis de Marsalle, Maler, Grafiker, Bildhauer, Fotograf, * Aschaffenburg 6. 5. 1880, ✝ (Selbstmord) Frauenkirch (heute zu Davos) 15. 6. 1938. Kirchner studierte 1901-05 in Dresden Architektur und gründete dort 1905 mit E. Heckel und K. Schmidt-Rottluff die Künstlergemeinschaft Brücke. Seit 1911 arbeitete er in Berlin, ab 1918 nach schwerer Erkrankung in Frauenkirch. 1937 wurden in Deutschland seine als »entartet« diffamierten Werke beschlagnahmt. Kirchner war ein Hauptvertreter und der führende Grafiker des Expressionismus. In den frühen Gemälden kommt in heftigen Farb- und Formkontrasten die Daseinsproblematik der Zeit zum Ausdruck. Um 1911/12 mäßigten sich seine Farben, die Strichführung wurde erregter, die Formen splitternd. Hauptthema war das Großstadtleben (Straßen- und Varieteeszenen). In den ab 1918 entstandenen schweizerischen Landschaften gelangte er zu einer neuen Farbigkeit und Monumentalität. Das Spätwerk der 30er-Jahre steht unter dem Einfluss P. Picassos. Bezeichnend sind nun eine Ornamentalisierung der figuralen Kompositionen und die Reduktion auf abgegrenzte, homogene Farbflecke. Kirchners grafisches Hauptwerk ist die Folge von 47 Holzschnitten zu G. Heyms »Umbra vitae« (1924). Seine bedeutendsten bildhauerischen Arbeiten (v. a. Skulpturen aus Holz) entstanden in der Schweiz. 1994 konnten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Holzskulptur »Liegende« (um 1911/12) aus Privatbesitz erwerben. Die größte öffentlich zugängliche Sammlung von Werken des Künstlers beherbergt das Kirchnermuseum in Davos (Neubau 1989-92)..
 
Weitere Werke: Selbstbildnis mit Modell (1907; Hamburg, Kunsthalle); Vier Badende (1909; Wuppertal, Von der Heydt-Museum); Akte im Strandwald (1913; Halle [Saale], Staatliche Galerie Moritzburg); Fünf Frauen auf der Straße (1913; Köln, Museum Ludwig); Davos im Schnee (1923; Basel, Kunstmuseum); Die Maler der Künstlergemeinschaft Brücke (1925/26; Köln, Museum Ludwig);
 
 
E. L. K., bearb. v. W. Grohmann u. a. (1958);
 E. W. Kornfeld: E. L. K. (Bern 1979);
 A. u. W.-D. Dube: E. L. K. Das graph. Werk, 2 Bde. (21980);
 
E. L. K. Holzschnittzyklen, bearb. v. G. Gercken u. a. (1980);
 
E. L. K. Meisterwerke der Druckgraphik, bearb. v. M. M. Moeller, Ausst.-Kat. Brücke-Museum Berlin (1990);
 
K.-Museum Davos. Kat. der Slg., hg. v. W. Henze u. G. Lohberg, 2 Bde. (Davos 1992-94);
 
E. L. K. Von Jena nach Davos, hg. v. A.-M. Ehrmann u. V. Wahl, Ausst.-Kat. Stadtmuseum Göhre in Jena (1993);
 
E. L. K. Zeichnungen u. Aquarelle, bearb. v. M. M. Moeller, Ausst.-Kat. Brücke-Museum Berlin (1993);
 
E. L. K., Kunst u. Technik der Radierung, hg. v. G. Lohberg, Ausst.-Kat. K.-Museum Davos (Davos 1994);
 
E. L. K. Zeichnungen u. Pastelle, hg. v. R. N. Ketterer (21995);
 L. Grisebach: E. L. K. 1880-1938 (1995).
 
 3) Ignaz, Schauspieler, * Andernach 13. 7. 1948; hatte 1971 sein Bühnendebüt; es folgten Engagements an der Freien Volksbühne Berlin (1973-74), in Stuttgart (1974-78), Bremen (1978-81), an den Münchner Kammerspielen (1982-86) und in Köln (1983-84). Ab 1987 hatte er große Erfolge am Wiener Burgtheater, v. a. unter der Regie von G. Tabori; seit 1992 am Deutschen Theater Berlin.
 
 4) Joachim, Bibliothekar, * Berlin 22. 8. 1890, ✝ Gauting 22. 11. 1978; legte mit seinen Schriften »Die Grundlagen des deutschen Zeitschriftenwesens. .. bis zum Jahr 1790« (1928-31, 2 Bände) und »Das deutsche Zeitschriftenwesen. ..« (1942-62, 2 Bände) einen umfassenden kulturhistorischen Abriss zur Geschichte der Zeitschriften vor. Er betätigte sich auch auf dem Gebiet der mittelalterlichen Handschriftenkunde.
 
 5) Volker David, Komponist, * Mainz 25. 6. 1942; studierte 1959-63 in Köln bei G. Kehr und T. Varga (Violine und Viola) und bei G. Raphael (Komposition); war 1966-88 als Bratschist Mitglied des Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks in Frankfurt am Main, daneben als Komponist tätig. Kirchners Musik bewegt sich ständig zwischen eingängigen, dissonanzfreien Dur- und Moll-Klängen und ganztönigen Klangballungen sowie chromatischen Reibungen. Themen seiner musikdramatischen Werke der letzten Jahre sind v. a. mystische Weltflucht und Gegenwartsklage.
 
Werke: Die fünf Minuten des Isaak Babel (1979; szenisches Requiem in 12 Bildern); Das kalte Herz (1980; szenische Ballade für Musik, Neufassung als Musikdrama 1988); 1. Sinfonie »Totentanz« (1980); Streichquartett (1983); Belshazar (1986; Musikdrama); Euphorion (1988; lyrische Szene für Orchester); 2. Sinfonie »Mythen« (1992; für 3 Frauenstimmen, Orchester und Tonband); Streichsextett (1994); Exil (1995; Quartett für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier); Dybuk (1996; für Marimbaphon); Gilgamesh (2000; Oper, UA auf der Expo Hannover).

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Kịrch|ner, der; -s, - (veraltet): Kirchendiener.

Universal-Lexikon. 2012.

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